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Leben gehört, eigentlich zu reden, nicht zur Seele, sondern zum Leibe, weil wir viel andere Leiber haben, als wir sehen, daß die unvernünfftigen Thiere, wie auch die Pflantzen haben: Wir dörffen auch nicht dafür halten, als ob der menschliche Leib durch das Abscheiden der Seele vom Leibe sterbe, sondern es geschicht vielmehr, wenn der Leib sich von der Seele trennet, weil alsdenn die Gefässe desselben, welche zu einem vollkommenen Leben erfodert werden, dergestalt verletzet und verderbet werden, daß die Seele sich derselben nicht mehr bedienen kan, um ihre Herrschafft und Verrichtungen vermittelst des Leibes zu führen und fortzusetzen.“[1] Es verdienet hierbey mit mehrern der berühmte Cartesius[2] nachgelesen zu werden.


§. 15.

Wir stimmen diesem bey. Denn es ist des Menschen Leib allerdings aus einer lebendigen


  1. Vita nostra proprie loquendo non spectat ad mentem, fed ad corpus, quoniam plura alia corpora, qualia sunt brutorum animantium, nec non plantarum vivere animadvertimus: neque putandum, corpus humanum mori, quod mens a corpore recedat, sed ex eo potius, quod corpus recedat a mente, quatenus organa ejus, quæ ad vitam perfectam & exactam requiruntur, vitiantur & corrumpuntur, ut mens iis amplius uti nequeat, ad imperia sua per corpus distribuenda functionesque suas peragendas.
  2. in Tract. de Passionibus §. 5. sqq.