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unserer hypothesis beytrage, halten wir vor eine ausgemachte Sache. Die Frage ist hier nur: ob der Teuffel durch das Wunder-Zeichen der Mastication in Willens habe, denen Menschen ein solches Schrecken einzujagen, daß daraus die Pest entstehen, oder solche, wenn sie bereits entstanden, noch viel ärger wüten müsse? Aus dem, was wir oben gedacht, folgt nichts weiter, als daß der und jener bißweilen zur Pest-Zeit wegen des vernommenen Kauens u. Schmatzens derer Todten also erschreckt werden könne, daß er selbst auch die Pest bekömmt. Alleine wenn wir fragen: woher dieses Schrecken kömmt? so können wir keine andere Ursache anführen, als den Aberglauben, weil ein furchtsamer Mensch denckt, dieses Kauen und Schmatzen der Todten rühre vom Teuffel her, und sey ein Zeichen einer viel stärckern Pestilentz. Wenn er das nicht gedächte, so würde sein Gemüthe in keine Furcht u. Schrecken gesetzt werden. Wer will nun nicht daraus schliessen, daß nicht so wohl der Teuffel, als wir selbsten in diesem Fall eine Ursache dieses gefährlichen Schreckens seyn solten, wenn die Gemüther aus einer vorgefasten Meinung so hefftig bewegt werden können.


§. 49.

Was das Schrecken selbst anbetrifft, so sind ihrer unter denen Medicis und Physicis so viel eben nicht, die es unter die wahren Ursachen der Pest zehlen. Denn leider! die Erfahrung hat uns sattsam gelehret, daß die Pest allerdings