Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 055.jpg

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Sarg, der nichts denn Todten-Beine in sich hielte. Als er solchen auf die Seite thun will, vernimmt er einen Laut, als wenn eine Ganß zischte und schnatterte[1] wobey er zugleich wahrnimmt, daß aus dem äussersten der Gebeine ein Schaum einer Faust groß heraus dringt, und zwar mit einem solchen Gestancke, daß er Maul und Nase zuhalten muß. Er setzt sich darauf auf die andere Seite des Grabes und will sehen, was endlich daraus werden wird. Nicht lange darnach giebt die ausgeschäumte Materie einen solchen Knall von sich, als wenn einer eine Pistole gelöset, worauff ein blauer Rauch herfür steigt und sich in die Höhe dreht, der die Lufft mit einem noch viel stärckern Gestancke als vorher der herausgequollene Schaum gethan, erfüllet, so daß der Todten-Gräber ohnfehlbar davon des Todes gewesen seyn würde, wenn er nicht in höchster Eil das Grab verlassen, sich nach Hause begeben und gewisse Artzneyen eingenommen hätte.“ Aus dieser Begebenheit läst sichs genugsam schliessen, daß es gar viel und vielerley natürliche Ursachen gebe, dadurch ein Laut in denen Gräbern entstehen könne, welche gewiß sonst Niemand vor übernatürlich ausgeben wird, als der voller Aberglauben ist.


§. 29.

So viel aber dem Aberglauben in diesem Fall zuzuschreiben ist, so viel kan man auch der falschen


  1. sonitum percepit sibilum & stridorem anserinum exacte referentem.