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unter die ausserordentlichen Wercke des Teuffels, sondern unter die verborgenen Würckungen der Natur zu zehlen sind.


§. 14.

Ein Wunderwerck nennen wir diejenige göttl. Würckung, die über den Lauff der Natur ausserordentlich durch den unmittelbahren Einfluß der göttl. Allmacht hervor gebracht wird, zu Bestätigung des Ansehens der göttl. Wahrheit.[1] Es fragt sich demnach: Ob die Wunderwercke noch zu unsern Zeiten statt finden? Wenn wir sie in weitläufftigem Verstande nehmen, wollen wir es nicht gäntzlich leugnen; in engerm Verstande aber genommen und so, wie wir sie itzt beschrieben, ist allerdings gewiß, daß sie zu unsern Zeiten gäntzlich auffgehöret. Denn sie haben ihre Absicht bloß auff die Pflantzung der Kirche, und folglich gehören sie in die Zeiten der Apostel und Jünger Christi. Wir haben daher heut zu Tage nicht mehr dergleichen zu gewarten, weil das Ansehen der göttlichen Wahrheit schon zur Gnüge bestätigt ist. Die Römische Kirche stimmt zwar darinne nicht mit uns überein. Sie rühmet sich vielmehr noch der Wunder-Gaben, wie ehemahls die erste Kirche. Alleine wir wissen


  1. Miraculum dicimus effectum illum divinum, qui extra ordinem & supra omnes causas naturales per influxum divinæ omnipotentiæ producitur, ad confirmandam divinæ veritatis auctoritatem.