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sie ohne Bedencken denen höllischen Geistern und der teufflischen Zauber-Kunst zu.


§. 9.

Ausser diesen giebt es auch welche, denen bloß die Rechtgläubigkeit der Evangelischen Religion hinderlich ist, daß sie dem keinen Beyfall geben können, was ihnen sonst nicht schwer zu glauben ist. Vor der Beschuldigung einer Ketzerey haben sie ein solches Grausen, daß sie lieber blindlings auff die Worte ihrer Lehrer schweren, als sich wegen einiger Gegen-Meinung verketzern lassen. Jedoch sie haben vielmahls nicht Ursach sich dißfalls etwas zu befürchten. Die Wahrheit der Heil. Schrifft wird bißweilen bloß aus Vorurtheil vor beleidigt gehalten. Wir erkennen dieses unter andern an der Lehre von der natürlichen Zauber-Kunst oder Magia Naturali. Denn da die alten GOttesgelehrten aus Unwissenheit der verborgenen Kräffte der Natur alle Wunder-Dinge dem Teuffel und seinen Zauberkünsten zugeschrieben, so haben wir daher das Vorurtheil in Kopff bekommen, als ob alle Lehre von der Magia Naturali auff die Zernichtung der göttlichen Wunderwercke abziele. Aber es ist dieses falsch. Die göttlichen Wunderwercke lassen sich auff eine so herrliche Weise von denen Wunder-Dingen der Natur unterscheiden, daß man sich wundern muß, wie sie unter einander verwechselt werden können. Die Zertheilung der Wasser im rothen Meer und Jordan, die Aufferweckung der