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gethan / erzeugt; welche Alpais hernach / allhie zu Orp / in Welsch-Brabant / ein Jungfrau-Closter erbauet / in welchem sie Buß gethan; und deren Grab / und Gebeiner man auch die vorige Jahr allhie gefunden hat; wie Aubert. Miraeus in Fast. Belg. pag. 114. im Jahr 1622. bezeuget; wiewol J. B. Gramaye, in Gallo-Brabantia, ad limitem Eburonicum, im Jahr 1606. vorhero geschrieben / daß allhie gantz keine Anzeig der Zeit mehr von ihrem / der Alpaidis Grab zusehen seye. Und das noch mehr ist / so berichtet Aegid. Gelenius de magnitud. Coloniae pag. 325. daß deß H. Lamberti Bruder Plaudus, ein Graff von Osterne / nach deß besagten Pipini Tode / auß dem gedachten Closter zu Orp die Alpaidem mit Gewalt genommen / und verbrennt habe. Obgedachtes Wort Heristall aber kompt her von Herstall / einem Ort an der Maas / nicht weit von Lüttich / allda besagter Pipinus, der Anno 714. zu Jupilia, (so ein Flecken / auch an der Mosa, und nicht weit von Lüttich gelegen ist) gestorben / einen Pallast erbauet hat. Sihe oben Mastricht am Ende. Es ligt aber dises berühmte Brabantische Orp / Frantzösisch Orp le grand, und Lateinisch Orpium majus, oder das grössere Orp genant / 2. Meilen von Hugarde / und auch soviel von der Statt Thienen/ allda auch die H. Jungfrau Adilia ruhet; wie gemelter Miraeus pag. 346. sagt; aber in deme ihm selbsten zuwider ist / daß er an diesem Blat / der Alpaidis Grab in der Pfarrkirchen S. Martini setzet; da er doch ihr Grabstatt oben im gedachten Closter zu seyn vermeldet hat. Es wäre dann / daß kein Closter jetzt mehr allhie / sondern an dessen statt / die Pfarrkirchen da stünde.


Orschot / Oriscot / ein ansehenlicher Fleck in Kempen / ein wenig oberhalb Hertzogenbusch gelegen / wie P. Divaeus lib. I. cap. 9. rer. Brabant. in Texandria, schreibet. Guicciardinus nennets ein Vryheden / oder offnes Stättlein / und sagt / lige zwischen Hertzogenbusch / und Eindoven / allda ein sehr vornehmes Canonisch-Stifft zu S. Peter seye.


Osterwick / Ostervicum, ist ein schöner Marcktfleck / so Statt-Recht hat / 2. Meilen von Hertzogenbusch gelegen / allda gar viel von gutem Tuch gemacht wird. Ist das Haupt 26. kleiner Dörffer / und hat unter sich Tilberg / auch einen schönen Flecken / mit einem Castell.


Pervese / Pervesia, ein vornehmes Dorff / fast auff halbem Weg zwischen Gemblours / und Judoigne, gelegen / hat eine freye Herrschafft / so zu deß Guicciardini Zeit / denen von Merode gehörig gewesen; sehr alt ist / und sich weit erstrecken thut.


Putta / ein vornehmes Brabantisch Dorff / 2. Meilen von Mecheln gelegen / allda auch eine auß den ältisten deß Landes Brabant Gerichtstätten ist / wie Guicciardinus sagt.


Ravestein / oder Ravenstein / und vom Divaeo Ravestenum genant / ein Stättlein oder Marcktfleck / und gutes wehrhafftes Schloß / an der Maase / in Brabant gelegen; aber zum Hertzogthum Cleve gehörig / welches solchen Ort von Brabant zu Lehen trägt. Es schreiben sich Chur- und Fürsten / so zu den Gülchischen Landen einen Zuspruch haben / davon: Und hat das Hauß Sachsen so wol diese Herrschafft / als auch den hieher gehörigen Ravensteinischen Pallast zu Brüssel in Besitz bekommen; wiewol Ravestein der Zeit in Staatischen Händen / und für Grafe / so nur zwo Meilen davon gelegen / ein gute Vorwehr ist. Guicciardinus sagt / daß zu seiner Zeit dieses Ravestein ohne Mauren gewesen; weiln in den letzten Kriegen zwischen Käyser Carl dem Fünfften / und dem Hertzog von Cleve / vermög deß Vertrags / solche niedergeworffen worden. Der letzte Herr von Ravestein / den der Hertzog von Cleve geerbt / Philippus, ist König Ludwigs deß XII. in Franckreich Statthalter zu Genua gewesen. Anno 1621. haben die vereinigten Niederländischen Stände Ravenstein und Gennep bevestigt.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_107.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2024)