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müßte doch recht einfach sein, was Du nicht leisten kannst, verlangt doch kein Mensch von Dir. Da darf man doch einfältig sagen: Das kann ich nicht... Wenn es Dir zu schwer ist, so kann man ja an einen Wechsel denken. Doch muß uns das auch gezeigt werden, wir lassen uns ja bei den Besetzungen ganz von Gottes Wink und Weisung leiten. Nicht wahr, Du verzagst nicht, auch wenn es innerlich trüb und dunkel aussieht: Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, und wenn nicht Not und Elend unsagbar groß wäre, wozu hätte es solcher Veranstaltungen bedurft? Gott wird Mensch, um zu leiden und zu sterben.

 Sage den Schwestern herzlichen Gruß.

Deine Mutter.


An eine Schwester.
Neuendettelsau, den 20. Nov. 1889

 Meine liebe Schwester, wie freue ich mich mit Dir, daß Du so gesegnet worden bist! Ich dachte heut schon ganz frühe an Dich, und da kam mir’s so in den Sinn, als sollte ich Dir etwas sagen. Vielleicht ist’s ganz unnötig, aber Du verstehst mich auf alle Fälle nicht falsch. Ich meine dies: nach solch großen Nöten und solch großer Hilfe ist große Vorsicht notwendig. Man ist – wenigstens nach meiner Erfahrung – wie aus dem Ei geschlüpft und muß sehr behutsam einhergehen. Kleine Untreuen, kleine Rückfälle in Sünden trüben das wiedergewonnene Verhältnis, und es ist alles so zart, so überaus zart in den Dingen des inneren Lebens. Nicht wahr, Du hältst es nicht für anmaßend, daß ich Dir das geschrieben?

 Wolltest Du mir einiges besorgen? Ich bin immer schüchtern mit Aufträgen, und doch kann man ja hier nicht das Nötige haben, wenn man irgend eine Idee ausführen möchte...

 Ich freue mich, wenn Herr Rektor wieder zurück ist. Es ist eine unaussprechliche Gnade, daß er wieder so viel kann.

In Treue und Liebe Deine Therese.


An Schwester Sophie Toennießen.
Neuendettelsau, 20. Nov. 1889

 Mein liebes Sophiechen, eigentlich geniere ich mich ein wenig, mit dem, was ich im Sinne habe, zu Dir zu kommen. Ich hätte halt gern Deine Mithilfe erbeten bei der Sache,

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/50&oldid=- (Version vom 5.7.2016)