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 Sage Deiner Majestät, daß mir doch unter anderen Verhältnissen jeder leiseste Wunsch ihres königlichen Herzens Befehl wäre, aber da man Dich doch nicht gut in zwei Teile teilen kann, so muß doch um der Not willen in Nürnberg der 15. Oktober festgehalten werden. Du kommst ja nächstes Jahr wieder. Und dann kommt einmal eine Zeit, da es kein Scheiden mehr gibt, da man sich ohne Hemmnis Verkehr und Unterhaltung wählen darf und ungemessen Zeit zu allem hat! Ich sagte neulich zu Herrn Rektor: „Auf der neuen Erde setze ich mich auf einen Baum und lese ein Buch.“ Er sagte darauf: „Und ich erbitte mir alle tausend Jahre einen Spaziergang mit dem Apostel Paulus.“

In herzlicher Liebe Deine Therese.


An Schwester Marie Wörrlein, Hofgut Jakobsruhe.
Neuendettelsau, 9. Dez. 1898

 Meine liebe Schwester Marie, wir haben eben eine herrliche Stunde gehabt über Heilslehre. Da sagte Herr Rektor unter anderem: Moses Kraft war nicht verfallen; das sei daher gekommen, haben die Alten gesagt, daß er so oft ins Licht Gottes geschaut habe. Bleib Du immer jung, liebe Schwester Marie, obwohl auch Deine Haare schon anfangen zu bleichen; bleib Du immer jung, indem Du immer im Wort bleibst und Deine Seele in die Ewigkeit eintauchen lässest.

 ...Vorigen Dienstag war Konferenz. Es ist mir solch eine Freude, daß die Herren von der Muttergesellschaft jetzt so gern und so zahlreich kommen. – Heute wurden die Weihnachtsbäume geholt, wenn es mir gelingt, möchte ich gerne auf der Jakobsruhe den Haager und den Wollersdorfer Kindern eine kleine Bescherung veranstalten. Laß uns Weihnachtsfreude und Weihnachtsfrieden überall hintragen, wohin wir kommen!...

Deine alte Freundin Therese.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 19. Dez. 1898

 Meine liebe Selma, Dank für Deinen Brief. Du sollst Schwester M. jetzt behalten und L. H. nicht bekommen, so sagt der liebe Herr Rektor, der allzeit gütiger, milder, barmherziger

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/134&oldid=- (Version vom 17.10.2016)