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werden und vor dem Gymnasium angekommen, stiegen wir die etwas ausgelaufene Treppe hinauf, die zum „alten Thormeyer“ führte. Er war vordem Direktor in Stendal gewesen und hatte das Direktorat dort aufgeben müssen, weil er sich an einem Lehrer „vergriffen“ hatte. Glücklicherweise wußt’ ich damals noch nichts davon, ich hätte mich sonst halbtodt geängstigt. Oben angekommen, trat uns ein mindestens 6 Fuß hoher alter Herr entgegen, gedunsen und roth bis in die Stirn hinauf, die Augen blau unterlaufen, das Bild eines Apoplektikus – er hätte auf der Stelle vom Schlag gerührt werden können.

„Nun, mi fili, laß uns sehn … Ich bitte, daß Sie Platz nehmen, meine verehrte Frau.“[WS 1] Und dabei nahm er einen schmudligen kleinen Band von seinem mit Tabaksresten überschütteten Arbeitstisch und sagte: „Nun lies dies und übersetze.“ Es waren zehn Zeilen mit einem Rothstift links angestrichen, höchst wahrscheinlich die leichteste Stelle im ganzen Buch. Ich that ganz wie er geheißen und es ging auch wie Wasser. „Sehr brav … er ist reif für die Quarta.“ Damit waren wir entlassen und am nächsten Montag, wo die Schule wieder anfing, setzte ich mich auf die Quartabank.

Was ich dahin mitbrachte, war etwa das folgende:

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Frau.
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/328&oldid=- (Version vom 1.8.2018)