darüber und namentlich ohne Vernichtung irgend eines Stücks in der Waffenkammer; nur Spinnweb mochte sich darüber hinziehen. Jeder auf Wiedergewinn meiner Herrschaft abzielende Gedanke war aufgegeben, so ganz und gar, daß ich Begegnungen nach Möglichkeit vermied und mich etwas ängstlich an den Häusern entlang drückte. Schrecklicher Zustand. Ich war mit einem Male ganz klein geworden und fühlte mich geradezu unglücklich. Der mufflige Bengel stand immer vor meinen Augen. Unter gewöhnlichen Verhältnissen wäre solch elendes Leben ganz unerträglich für mich gewesen. Aber glücklicherweise, die Verhältnisse waren inzwischen andere geworden und änderten sich mit jedem Tage mehr. Abgesehen davon, daß Weihnachten vor der Thür stand und mich momentan wenigstens zerstreuen konnte, begann sich auch mehr und mehr Alles um meinen bevorstehenden Abgang zu drehn, an den ich jetzt mit Begierde dachte. Nicht daß es mir zu Hause nicht mehr gefallen hätte, fast im Gegentheil; die Eltern waren von besonderer Güte, aber das Bewußtsein, daß die Zeit hin sei, wo die „Blinden in Genua auf meinen Schritt gehört“, hatte mich allmählich um die Möglichkeit jeder echten und rechten Freude gebracht und ich zählte die Stunden, die mich von der Stelle meiner, wenn
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/320&oldid=- (Version vom 1.8.2018)