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Heldenjunge, sonst aber war alles foosch. Da lagen sie wieder, mit einem Süßholzstengel zwischen den Zähnen, und kein einziger unter ihnen, den einen Genannten abgerechnet, der den Moment begriffen oder von Disciplin eine Ahnung gehabt hätte. „Thompson“ rief ich „hole mir die weiße Mummel da.“ „Hol sie Dir selber,“ und dabei lachte der freche Junge. Und mit solchem Material wollt ich das Defilé halten! Ich ließ den Hornisten zum antreten blasen und konnte von Glück sagen, daß er gehorchte. Trommler und Hornist gehorchten übrigens immer, weil es ihnen Spaß machte. Ja, Spaß, Spaß, das war es. Von ernsterem Erfassen unserer Aufgabe keine Spur. Und in dem Gefühl, wieder einen großen Moment versäumt zu haben, trat ich mit meiner Truppe den Rückzug an. Sie hatte sich sichtlich verschlechtert. Als Hastaten waren sie besser gewesen. Das kommt bei Reformen heraus.


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Aergerliche Betrachtungen wie diese kamen mir häufig. Im Ganzen aber war das Frühjahr 31, eben meine „Fristzeit“, doch eine glückliche Zeit für mich und blieb es bis in den Sommer hinein. Inmitten der mir immer wiederkehrenden Zweifel, bestand

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)