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auf mich gemacht hatte. Von rechts her lief hier ein Wässerchen, das aus den benachbarten Torfgräbereien kam, quer über den Weg hin und Bohlen und Holzstämme, mit einer von Flechten überzogenen und ziemlich unsicheren Anlehne, bildeten eine Brücke darüber. Von derselben rechten Seite her, weil die Brücke hier wenig Abfluß gönnte, staute sich dann auch das Moorwasser und schuf eine von Binsen eingefaßte Lanke, drauf gelbe und weiße Teichrosen schwammen. An der der Stadt zugelegenen Brückenseite, da wo das mit Kiehnnadeln übersäte Ufer ein wenig anstieg, ließ ich meine Truppe mit Vorliebe lagern und erging mich, mal auf mal, in der entzückenden Vorstellung, daß ich der Vertheidiger dieses Brücken-Ueberganges oder, was mir noch besser klang, dieses „Defilés“ sei. Wie die Verhteidigung zu machen sei, war mir ganz klar: abtragen der Bohlen, aufthürmen der Stämme zu einem Verhau und dann überdeckte Löcher oder Wolfsgruben, in die der Feind stürzen mußte, selbst wenn er das Verhau genommen, was doch immer noch fraglich. Aber inmitten dieser Siegesvorstellung, überkam mich plötzlich wieder eine furchtbare Angst; mein Vertrauen zu mir selber war freilich unbegrenzt, ich konnte nur sterben, und sterben war süß, – aber meine Truppe! Fritz Ehrlich war ein

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)