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kräftigen und zu stählen, auch wenn es diesen zunächst wehe thut, so ist doch, von den sonstigen Schwierigkeiten der Sache ganz abgesehn, die Stunde, wo der Weihnachtsbaum angezündet wird, sicherlich nicht der Zeitpunkt dafür. Es soll an diesem Abend nicht erzogen, sondern erfreut werden und der, dem diese Aufgabe zufällt und der sich ihr noch dazu freudig und liebevoll zu unterziehen trachtet, der muß sich doch nothwendig die Frage vorlegen, ob der zu Erfreuende an dem, wodurch man ihn erfreuen will, auch wirklich eine Freude haben kann.

Ueberhaupt, der Abend an dem dies spielte, war kein rechter Glücksabend.

Es giebt eine kleine Geschichte, die sich, wenn ich nicht irre, „die Pantoffeln des Kasan“ betitelt. Gerade damals mußte ich diese, die muthmaßlich aus Tausend und Einer Nacht herübergenommen war, aus meinem französischen Lesebuche übersetzen. Es handelt sich darin um ein paar hübsche Pantoffeln, die jeder gern haben möchte; sobald er sie aber hat, bringen sie ihm blos Unglück. Aehnlich erging es mir mit den Korbsäbeln, – ich wollte sie haben und als ich sie hatte, brach das Unheil über mich herein. Allerdings war mir bis zu Eintritt der eigentlichen Katastrophe noch eine kurze Frist gegönnt, während welcher ich mich – nach Ueberwindung

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/305&oldid=- (Version vom 1.8.2018)