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hat mich Alles ganz ungemein interessirt. Da liegt nämlich, was Du vielleicht nicht weißt, Hippolyta von Uchtenhagen begraben und hat einen schönen Grabstein. Ich glaube so um 1590 herum. Damals gab man noch Geld für so was aus. Aber was mir in Neuenhagen, als ich damals hinkam, noch interessanter war, das war eine kleine Stube, darin die Schweden einen Neuenhagner Amtmann am Strohfeuer geröstet hatten. Richtiger 30jähriger Krieg. Und jetzt, denke Dir, jetzt schlafen die Leute darin. Ich erschrak ordentlich darüber und sagte, daß ich mir eine andere Schlafstube ausgesucht haben würde.“

Mein Papa nickte zustimmend.

„Ja, am Strohfeuer geröstet,“ wiederholte ich. „Und das Alles, denn sie wollten’s dem Amtmann abzwacken, um des verdammten Geldes willen.“

„Ja, das verdammte Geld!“ sagte mein Vater. „Es ist schon recht und ist auch oft wirklich blos ein verdammtes Geld. Aber es giebt auch ein gutes Geld und ich mache mir jetzt mitunter so meine Gedanken darüber. Man soll nicht einen Amtmann rösten, um es zu kriegen; aber wenn man was hat, dann soll man’s fest halten. Geld ist doch ’was, ist eine Macht. Und ihr habt nun Alle nichts.“

„Ach, Papa, rede doch nicht davon. Du weißt ja, es ist uns ganz egal.“[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: egal.
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)