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Uniform trug, hellblau, mit schwarzem Kragen, und soll ein aufrichtig frommer Mann gewesen sein, denn auf die Aufrichtigkeit kommt es an, – weißt du denn, daß Prinz Wilhelm immer die Büste Napoleons vor Augen hatte? Noch dazu auf seinem Schreibtisch.“

„Ja, ich weiß es, Papa; Du hast mir öfter davon erzählt.“

„Oefter davon erzählt“, wiederholte er. „Ja, das wird wohl richtig sein. Ich lerne nichts mehr dazu, habe blos immer noch die alten Geschichten, aber eigentlich sind das die besten. Entsinnst Du Dich noch? Lannes und Latour d’Auvergne und Michel Ney. Ja, mein Freund Michel Ney, der kommt mir jetzt wieder öfter in den Sinn und ich seh ihn dann immer, wie sie ihn an die Gartenmauer stellten – in dem öden und einsamen Luxembourg-Garten und war gerad ein recht klatschiges Dezemberwetter – und wie dann der Offizier, der das Peloton kommandirte, noch einmal das Kriegsgerichtsurtheil vorlesen wollte mit all den Prinzen- und Herzogstiteln, wie da mein Freund Ney abwehrte und unterbrach und mit seiner tiefen Stimme sagte: „pourquoi tous ces titres? … Michel Ney … rien de plus … et bientôt un peu de poudre.“ Und dann fielen die Schüsse. Ja, „bald blos noch

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)