und hätte noch besser gepaßt, wenn der Zustand des sich gar nicht oder doch nur wenig um uns Kümmerns ein permanenter gewesen und jederzeit in seiner vollen Reinheit aufrecht erhalten worden wäre. Leider aber war dies nicht der Fall; vielmehr wurde durch dann und wann auftretende Versuche mit den herkömmlichen pädagogischen Mitteln einzugreifen, unser normaler Nicht-Erziehungsprozeß gestört, theils nutzlos, theils geradezu schädigend. Ich kann mich nämlich nicht entsinnen, jemals mit einem vollen Recht bestraft worden zu sein, entweder war es im Maaß verfehlt, oder ganz und gar ungerechtfertigt. Es traf sich dabei so sonderbar, daß alle diese Strafen durch meinen Vater vollzogen wurden, wobei jedoch zwei Gruppen unterschieden werden müssen, solche, zu denen der Vollziehende, mein Vater also, sich durch sich selber getrieben fühlte und solche, zu denen er blos abkommandirt wurde. Jene haben keinen großen Eindruck in meiner Seele hinterlassen, aber diese, die blos auf Befehl erfolgten, schmerzen mich bis diesen Tag.
Ich gebe ein paar Beispiele zur Charakterisirung der einen und der anderen Art und beginne mit den aus freiem Willen entsprossenen Strafen. Daß es überhaupt zu solchen kam, muß bei dem Charakter
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/248&oldid=- (Version vom 1.8.2018)