korrigirte. Mit einem Male sagte er: „Nun gieb her.“
Ich hatte aber mit meinem Geburtstagsbriefe noch gar nicht angefangen, sondern mich bis dahin darauf beschränkt, allerlei Reime auf ein neben mir liegendes Blatt zu kritzeln, halber Unsinn, der nicht viel was andres war, als der Ausdruck meiner Verzweiflung. Ich wußte nicht, was ich schreiben sollte, der berühmte Anfang wollte sich nicht finden lassen und so schob ich denn, mit Hülfe dieser Spielerei, das, um was es sich eigentlich handelte, nur hinaus. Verlegen reichte ich das bekritzelte Blatt hinüber und Lau, nachdem er seine Brille geputzt, begann zu lesen:
Lieber Vater,
Du bist kein Kater.
Du bist ein Mann,
Der nichts Fettes vertragen kann;
Doch von den Russen hörst du gern
Wie sie den Polen den Weg versperrn etc. …
In solcher Reimerei, drin ich, von Zeile zu Zeile, so zu sagen lapidar gegenüber stellte, was mein Vater sei und nicht sei, was er möge und nicht möge, ging es weiter zwei Seiten lang. Als Dr. Lau damit durch war, schlug er auf den Tisch und sagte: „das ist gut, das wollen wir nehmen; darüber wird sich
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)