Seite:Theodor Fontane – Meine Kinderjahre.djvu/220

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in unseren Ruppiner Tagen allerlei Geschichten erzählt hatte. Das wiederholte sich jetzt. Latour d’Auvergne, so hieß es in diesen seinen Erzählungen, habe den Titel geführt: „le premier grenadier de France oder Erster Grenadier von Frankreich“ als welcher er, trotzdem er Generalsrang gehabt, immer in Reih und Glied und zwar unmittelbar neben dem rechten Flügelmann der alten Garde gestanden habe. Als er dann aber in dem Treffen bei Neuburg gefallen sei, habe Napoleon angeordnet, daß das Herz des „Ersten Grenadiers“ in eine Urne gethan und bei der Truppe mitgeführt, sein Name Latour d’Auvergne aber bei jedem Appell immer aufs Neu mit aufgerufen werde, wobei dann der jedesmalige Flügelmann Ordre gehabt habe, statt des „Ersten Grenadiers“ zu antworten und Auskunft zu geben, wo er sei. Das war ungefähr das, was ich, von meinem Vater her, längst auswendig wußte; seine Vorliebe für diese Gestalt aber war so groß, daß er, wenn’s irgend ging, immer wieder auf diese zurückkam und dieselben Fragen that. Oder richtiger noch, immer wieder dieselbe Scene inscenirte. Denn es war eine Scene.

„Kennst Du Latour D’Auvergne?“ so begann er dann in der Regel.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)