Dich persönlich dazu verhältst. Mein Bruder Eduard, der den Artikel auch gelesen, sprach von Infamie.“
„Das ist zu hart. Alle solche Fragen empfangen in den oberen Regionen eine neue, von dem Gewöhnlichen mehr oder weniger abweichende Beleuchtung; die moralischen Anschauungen verschieben sich in Folge davon und werden freier. Ich glaube, daß die Entscheidung bei Madame Bertrand gelegen hat. Wollte sie, so war es nur in der Ordnung, wenn Bertrand selbst im Punkte der Loyalität nicht hinter seiner Frau zurückbleiben wollte. Du darfst auch nicht vergessen, daß der Kaiser über das verfügte, was man Dämonismus nennt. Friedrich der Große hatte das auch, sein Auge zwang den Willen der Menschen.“
„Ich glaube, daß Du Recht hast und wir müssen am Ende glücklich sein, daß wir nicht in jenen oberen Regionen leben; wir wären sonst vor nichts sicher.“
„Sind wir auch nicht. Im absoluten Staat gehört alles dem König; er kann mir nicht blos meine Frau nehmen, auch meinen Kopf.“
„Das hat er schon“ unterbrach meine Mutter und stand auf.
Als die Gäste fort waren und die Fenster, um frischer Luft willen, trotz der miteinströmenden Kälte weit geöffnet wurden, ging mein Vater, mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen, im Zimmer
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)