Lannes, dieser Herzog von Montebello! Sonderbar. Er soll sehr beschränkt gewesen sein. Aber am Ende, was thut das? Ney war auch beschränkt.“ Und so bewies er aus der Beschränktheit des Einen die Größe des Andern oder stellte wenigstens die Bedeutungslosigkeit der ganzen Beschränktheitsfrage fest. In seiner Hinneigung zu den kleinen Größen, lag aber nichts von Zufall oder Laune, ganz im Gegentheil, er wußte das „Warum“ recht gut; mitunter waren es nur Aeußerlichkeiten und ihn beispielsweis über Nansouty, der eine Kürassier-Division kommandirte, sprechen zu hören, war ein vollkommener Hochgenuß. Nansouty stand dann leibhaftig vor einem. Ich war in diesen Dingen schließlich selber so zu Hause, daß ich hätte soufflieren können. Woher das so kam, davon erzähl ich an andrer Stelle, wenn ich von meines Vaters „sokratischer Methode“ spreche.
Vorläufig aber, nach diesem Exkurse, zurück zu den Gesellschaftsabenden selbst, deren zweite Hälfte regelmäßig die Komödie des Neckens und Aufziehens heraufführte. Selbst als Wirth war mein Vater nicht sicher dagegen, eher, daß sich das Necken dabei verdoppelte.
Von einem dieser Abende, der mir noch besonders lebhaft im Gedächtniß ist, weil seiner, auch
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)