Seite:Theodor Fontane – Meine Kinderjahre.djvu/142

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Chirurgie“, wieder hergestellt wurde) das Unheil verschuldet hatte, weiß ich nicht, bei der Schröder aber waren es die Blattern. Indessen was heißt Blattern! Jeder hat einmal von den Blattern heimgesuchte Personen gesehen und dabei den Ausdruck „der Teufel habe Erbsen auf ihrem Gesicht gedroschen“ mehr oder weniger bezeichnend gefunden. Jedenfalls ist der Ausdruck sprüchwörtlich geworden. Hier aber wäre diese sprüchwörtliche Wendung eitel Beschönigung gewesen, denn bei der guten Schröder gab es nicht erbsengroße Kuten, sondern halbhandbreite Narbenflächen. Ein Anblick, wie ich ihn nie wieder gehabt habe. Trotzdem, wie schon in Vorstehendem gesagt, kam es zu einem Engagement und niemals ist ein glücklicheres abgeschlossen worden. Die Schröder war ein Schatz und als sechs Wochen später meine Mutter eintraf, sagte sie: „Das hast Du gut gemacht, Louis; so entstellt sie ist, ihre Augen sind ihr geblieben und sagen einem, daß sie treu und zuverlässig ist. Und vor Liebschaften ist sie sicher und wir mit ihr. An der werden wir nur Freude haben.“ Und so kam es auch. So lange wir in Swinemünde blieben, so lange blieb auch die Schröder in unserem Hause, von Alt und Jung geliebt und verehrt, nicht zum Wenigsten von meinem Vater, der ihr besonders

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)