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und unter Ansprachen und Schwüren mit ihm vorgenommen. Er merkte nichts und wollt’ auch nichts davon wissen, als ihm meine Mutter Tags darauf erklärte, daß man ihn gefoppt habe. Schließlich gab er es zu, aber mit der durchaus versöhnlichen Bemerkung: „Dann haben sie’s wenigstens gut gemacht.“

Ich überlasse es Jedem, zu solchen gewagten Scherzen, sei’s zustimmend, sei’s mißbilligend, Stellung zu nehmen; wie man sich aber auch dazu stellen möge, das wird zugestanden werden müssen, daß in dem allem ein Etwas steckte, nach dem man sich in binnenländischen Nestern von 4000 Einwohnern vergeblich umgesehen hätte. Von Pfahlbürgerthum, von Engem und Kleinem überhaupt, existirte keine Spur. Und das gab dem ganzen Leben nicht blos Reiz und Unterhaltlichkeit, sondern, aller Tollheiten unerachtet, doch auch etwas von einem höheren Stempel. Ich habe später in jugendlichen Künstler- und Dichterkreisen oft Aehnliches erlebt, aber als stadtbeherrschendem Ton bin ich ihm nie wieder begegnet.

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)