war er wahrscheinlich bei Nennung ihm unbekannter und deshalb falsch von ihm ausgesprochener Namen, weil er sich diese, durch Regeln und Correktheit ganz uneingeengt, ganz nach seinem persönlichen Bedürfniß zurecht legen konnte. Gerade damals (1830) war in den Nachrichten aus England viel von einem Marquis von Londonderry, (Bruder des früheren Ministers Castlereagh,) die Rede, welcher Name, weil er sich einfach aus London und Derry zusammensetzt, bei richtiger Aussprache nur ziemlich mäßig in’s Ohr fällt; mein Vater aber, den Namen als eine große Einheit fassend, legte, statt ihm seine zuständigen zwei Accente zu geben, einen einzigen mächtigen Accent auf das „o“ der drittletzten Silbe und erzeugte dadurch eine vollkommene Donnerwirkung. Natürlich erheiterte das die Swinemünder, die mit England und englischer Sprache sehr wohl Bescheid wußten.
Und nun wieder zurück in das Wohnzimmer meines Vaters und zu seiner Einrichtung.
An der Wand, rechts neben dem Spiegelpfeiler, stand der ebenfalls aus Birkenmaser gefertigte Schreibsekretär, dessen mit grünem Fries überzogene Klappe, wenn herabgelassen, ihm zugleich als Schreibepult diente. Die verbürgteste Eigenschaft derselben war aber die, daß sie, jedem Drucke nachgebend, beständig
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)