– trug einen quittgelben Moiré-Ueberzug und war, an Front und Rückenlehne mit vielen Hunderten von kleinen Silbernägeln besetzt. Das Ganze zunächst schwerfällig, und dabei prätentiös und ärmlich zugleich. Um vieles besser machte sich der an der Schmalseite des Zimmers aufgestellte Trumeau, dessen Bekrönung, weil die Höhe des Zimmers nicht ausgereicht hatte, zu größerem Theile beseitigt worden war. Aber auch in dieser fast bekrönungsbaren Verfassung war er immer noch das Prachtstück der ganzen, von uns selbst wenigstens vielbewunderten Einrichtung. Daß wir unsrerseits so hoch davon dachten, war, bei aller nachträglichen Komik der Sache, doch sehr verzeihlich. Alle diese langweiligen Gegenstände nämlich waren von uns nicht blos, kritiklos, in dem ehrlichen Glauben an ihre besondere Schönheit mit nach Swinemünde herüber genommen worden, sondern durften auch nach damaliger Anschauung, wirklich als etwas bemerkenswerth Feines gelten. Denn es waren sogenannte „Schinkelsche“ Möbel. Schinkel, (Ruppiner Kind) in freundlichem Andenken an seine Vaterstadt, hatte der Tischlerfirma Möhring daselbst seine Muster und Vorbilder für Zimmereinrichtung zum Geschenk gemacht oder vielleicht auch nur zu besonderer Beachtung empfohlen, was im Weiteren zur Folge hatte, daß Jahrzehnte lang, das ganze
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/076&oldid=- (Version vom 1.8.2018)