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Der Außenangriff also scheiterte.

Desto mehr dagegen, wenn auch freilich nicht in allen Stücken, glückte das Vorgehn im Innern, weil hier das Meiste, was geschah, sich mehr oder weniger gefällig in den schlicht gegebenen Rahmen einfügte. Daß es so kam, war natürlich ein bloßer Zufall und hatte darin seinen Grund, daß das zur Einrichtung der genannten Zimmer zur Verfügung stehende Mobiliar vorwiegend alt oder doch nicht ganz neu war. Besonders das ganz Alte, das dem Nachlasse meines, wie schon erwähnt, kurz zuvor verstorbenen Großvaters entstammte, paßte wundervoll und erzielte, wo es zur Verwendung kam, genau das, was ich bei Zimmereinrichtungen bis diesen Tag am Höchsten schätze: Das Anheimelnde und Gemüthliche.

Da war zunächst das 3 fenstrige Saalzimmer in Front des Hauses, das bestimmt war der „Salon“ meiner Mutter zu werden. Das Schüttgelb seiner Vorexistenz war bald verschwunden und ein dunkles Ultramarin, die Lieblingsfarbe meines Vaters, trat an seine Stelle, während an der langen, weißgetünchten Decke hin und zwar von der Hand desselben Meisters, der draußen den Oelfarbenanstrich geleistet hatte, eine halb mythologische Darstellung entstand. Solche mythologisch anklingenden Deckenbilder haben

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/072&oldid=- (Version vom 1.8.2018)