Lichter drum herum, das alles blieb mir bis diese Stunde.
Das andre Bild, oder sag’ ich lieber die zweite kleine Geschichte, die mir noch im Gedächtniß lebt, entbehrte durchaus des Dramatischen, aber die Farbe kam mir auch dabei zur Hülfe. Nur daß es Gelb war statt Roth. Leider muß ich bei dieser zweiten kleinen Geschichte ziemlich weit ausholen. Mein Vater machte während des Interimsjahres öfters Reisen nach Berlin. Einmal, es mochte Monat Oktober sein und das Abendroth schimmerte schon zwischen den Bäumen des Stadtwalls, stand ich unten in unsrem Thorweg und sah meinem Vater zu, der sich eben die Fahrhandschuhe mit einem gewissen Aplomb anzog, um dann mit einem Ruck auf den Vordersitz seines kleinen Kaleschwagens hinaufzusteigen. Auch meine Mutter war da. „Der Junge könnte eigentlich mitfahren“, sagte mein Vater. Ich horchte hoch auf, beglückt in meiner kleinen Seele, die schon damals nach Allem, was einen etwas aparten und das nächtlich Schauerliche streifenden Charakter hatte, begierig verlangte. Meine Mutter stimmte meines Vaters Vorschlage sofort zu, was ich mir nur so deuten kann, daß sie von ihrem Lieblingskinde mit den schönen blonden Locken einen guten Eindruck auf
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)