Wie aber geht es zu? Wer kan es doch errathen,
Daß dieser Ruhm nun stinckt als wie ein Schneider-Braten?
Ich wette, so du wilt, und setz ein gutes Pfand,
Der Ursprung dieses Hohns sey Neid und Unverstand.
Der schlaue Rencke-Fuchs war einmahl ausgerißen
Und hatte seinen Schwantz zur Beute laßen müßen.
Der Schimpf verdroß ihn sehr, durft kaum sich lassen sehn.
Damit er aber möcht dem Spott entgegen gehn;
Verlachet er zuvor gantz hönisch seine Brüder.
Was traget ihr, sprach er, das häßlichst aller Glieder?
Wozu dient das Geschlep? Was bringt der Weidel ein,
Als daß wir so viel ehr der Jäger Beute seyn?
So gar kan alle Ding der Neid zu nichte machen.
So kan mein Theon auch Poeterey verlachen:
Weil er zu dieser Kunst so gar gerecht ist schier,
Als eine Sau zur Leyr, der Esel zum Clavier.
Daß aber man so gar das Gute darf beschmeißen,
Daß ein Poet ein Narr, ein Narr Poet muß heißen:
Das thut der Unverstand: Weil mancher Büffel zwar
Hat einen grossen Kopf doch Bregens nicht ein Haar,
Sieht Kupfer an für Gold, die Rüben für Granaten
Die Ganß für einen Schwan, die Kötel für Muscaten,
Weiß keinen Unterscheid, hat keiner Dinge Wahl,
Den Kuckuk preiset er für einen Nachtigal.
Wahr ist, daß Phoebus Volck fast lustig ist von Hertzen,
Und meistentheils gescheut, doch höflich auch im Schertzen
Bevorab so sie nur in etwas sind getränckt
Mit dem berühmten Saft, den uns Lyäus schenckt.
Da wissen sie bald eins und anders vorzubringen
Zur angenehmen Lust, iedoch von solchen Dingen,
Die nicht verdrießlich sind. Ist da der rechte Mann;
Sie machen ihm wol eins, jedoch gar höflich an.
Ihr Stich der blutet nicht. So, hab ich wol gelesen,
Soll, aller Francken Ruhm, der Taubmann seyn gewesen:
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/95&oldid=- (Version vom 1.8.2018)