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Ja leider es ist wahr. Es seynd geschwinde Seuchen.
Sie kommen leichtlich an, und wollen schwerlich weichen.
Da hilft kein Artzeney, kein Kraut, kein warmes Bier,
Kein Zucker-süsser Wein, kein Pillen, kein Clystier.
Er liebet, wie er meint. Laß aber diesen Krancken
Erreichen was er will, erfüllen die Gedancken,
laß ihm zum höchsten Ziel, zum Trost der süßen Pein;
Die Phillis, glaube mir, wird nicht mehr Phillis seyn.
Der Mund ist nun Corall, die Augen helle Sonnen,
Ein ieglich Haar ist nun von güldnem Drat gesponnen,
Die Hände Marmor-weiß, die Brüste wohl stafirt,
Der lebendige Schnee mit Kirschen roth geziert.
Sobald die zarte Blum ist von dem Stiel gebrochen,
Sobald er hat erreicht, wornach er war gekrochen:
So wird der tolle Wahn verschwinden wie ein Traum
Und geben der Vernunft ein wenig Platz und Raum.
Da wird die Schwindelsucht gleich einem Rauch vergehen,
Da wird er ohne Dunst und falschen Brillen sehen,
Wird sprechen: Ist sie das? Hab ich die schwartze Haut
Dem Helfenbein vergleicht? für Marmor angeschaut?
Hab ich an solchen Pech mich so vergreifen müßen?
Hab ich das weite Maul, den Geifer, müßen küßen?
Hab ich denn nicht gemerckt, wie sie von fernen stinckt,
Mit einem Auge schielt, an beyden Schenckeln hinckt?
War ich denn blind und toll? Was hab ich doch getrieben?
Ja Phädrus, blind und toll sind alle die da lieben,
Und fahren gleich wie du und fallen in den Brand
Ohn allen Vorbedacht, ohn Urtheil und Verstand.
Ja wo die geile Brunst nur sucht sich selbst zu kühlen
Und wie ein wildes Vieh in Unflat nur zu wühlen,
Da ist die Liebe nicht. Die Lieb ist keusch und rein,
Und kehret niemals bey verkehrten Hertzen ein.
Die Unzucht ist ein Feur, aus Phlegethon gestohlen,
Der Seelen ärgste Pest. Sobald die Schwefel-Kohlen

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)