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Die fingen ihre Gunst mit solchem Eifer an,
Daß iener Schwäher ward und dieser Tochtermann.
Hierzwischen kam der Neid, die Pest und Gift der Erden.
Es schien, der eine wolt zu groß dem andern werden.
Sie hätten alle Welt wohl unter sich gebracht;
Wenn immer leidlich wär ein zweygetheilte Macht.
Hieraus entstund ein Krieg, der in den großen Reichen
In kurtzen Zeiten gab viel hundert tausend Leichen,
Biß das der Cäsar sah Pompegus Haupt allein.
Da kont er allererst ein guter Eidam seyn,
Sah ihn mit Thränen an. Doch solche fromme Thaten
Erheben sich auch wol bey schlechten Potentaten.
Ist nur ein Bettel-Sack zu theilen in der Welt;
Ein ieder sieht das er das beste Stück behält.
Thut noch ein reicher Freund dem Armen was zu Willen;
Das kan der gute Tropf mit keinen Dienst erfüllen,
Muß immer Sclave seyn, muß allzeit stehn gerecht,
Der Frauen Haderwisch, und auch der Mägde Knecht.
Hie möcht mir aber wohl die Einfalt wiederstehen:
Ist keine Liebe nicht? Kein Freund nicht mehr zu sehen?
Das glaub ich nimmermehr. Sieh dort den Phädrus an,
Den Venus Märtyrer, den wohlgeplagten Mann.
Kein Mensch, kein Wort, kein Rath kan ihn von Phillis treiben.
Bey Phillis will er seyn. Bey Phillis will er bleiben
Biß an den bittern Tod. Wenn Phillis ihm gebricht;
So siehst du Phädrus wohl, doch seine Seele nicht:
Ist Phillis nicht allda: mein Phädrus sieht betrübet;
Er ist nicht wo er ist: Er lebet wo er liebet:
Er küsset einen Ring: Er küsset weiß nicht was,
Die Stelle da sie stund, den Stuhl darauf sie saß.
Kommt Phillis wieder an; mein Phädrus ist genesen,
Ist frisch und wohlgemuth, führt gantz ein ander Wesen.
Und weil sein Hertz noch schwebt in solchem Überfluß;
So kräncket er sich doch, daß sie bald scheiden muß.

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)