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Mein auserwehlter Freund, mein Bruder, dieser Tag
Vergönnt mir, daß ich so zum ersten sagen mag.
Ich schwere dir bey dem, der in dem Himmel wohnet,
Der Meineyd und Betrug mit Pech und Schwefel lohnet:
Daß gegen dir mein Hertz in Treue soll bestehn,
So lange Sonn und Mond in stetem Wechsel gehn.
Wo nicht; so gebe GOtt, daß ich zur Höllen sincke,
Und daß ich Gall und Gift aus diesem Becher trincke.
Sieh da, es gilt drauf hin. Das halt und glaube nur,
Daß ich ein redlich Hertz in meinen Leibe fuhr.
Im Fall ich einen hör, der in Gelag und Zechen
Auf dich im gringsten nur ein schimpflich Wort darf sprechen,
Und ich nicht in den Tod sein Widersacher bin:
So schlag der Donner mich, der Teufel führ mich hin.
Er soll an mir ein Hertz, er soll ein Kerl verspühren,
So lang ich eine Faust und Fuchtel noch kan führen.
Zwar rühmen steht nicht fein, doch wenn ichs sagen soll,
Nur einer thut mirs nicht, der ander läst mich wohl.
Ich sprach: Ein solcher Freund, mein Bruder, wird mir nütze,
Der mich zu dieser Zeit, und meine Schwachheit schütze.
Ich hüte mich für Zanck. Ich meide die Gefahr.
Denn komm ich in das Spiel; So laß ich Haut und Haar.
Ich hab es zwar wohl eh mit Jemand dürfen wagen,
Doch hab ich nimmermehr mit Vortheil mich geschlagen.
Das hat mich scheu gemacht zu kommen in den Streit.
Wer meine Freundschaft sucht, der findet mich bereit.
Der Rede ward gelacht. Ich hatte kaum geschwiegen;
Da kam ein Sturm auf mich von sieben vollen Krügen
Doch nicht gar grosser Art: Da half kein Bitten vor.
Es hieß, wer nicht mehr kan, der leg sich auf ein Ohr.
Sobald ich diese Last gezwungen durch den Kragen;
Da fühlt ich einen Lerm und Aufruhr in dem Magen.
Ich lief zur Stub hinaus, gab alles wieder dar
Und ließ mit Freuden gehn, was nicht zu halten war.

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)