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Da Lieb und Finsterniß zu aller Schande rathen,
Biß daß die böse Lust bricht aus in böse Thaten.
Denn dieses Sprichwort ist so wahr als auch gemein:
Daß Schönheit, Ehr und Zucht nicht oft beysammen seyn;
Und ob es möglich ist, daß sie beysammen wären,
Wie denn geschehen kan; So wird doch ihrer Ehren
Am meisten nachgestellt. Des Collatinus Weib
Hat nichts zu Fall gebracht, als nur ihr schöner Leib,
Wie züchtig sie auch war. Man hat viel tausend Räncke.
Durch eine schöne Magd, durch Gaben und Geschencke,
Wird manche Nacht gekauft. Bald steckt ein geiler Bock,
Ein iunger Clodius, in einem Frauen-Rock.
Wär auch die Tyndaris der Ausbund aller Schönen
Vor diesem nicht gewest; sie wäre von Myzenen
So leichtlich nicht entführt, das Waffen-schwangre Pferd
Das hätte Troja nicht so elend umgekehrt.
So gar ist alles das, wornach die Menschen trachten,
Ihr Wünschen ihr Gebet, fast für ein Fluch zu achten.
So gar sind wir verkehrt, an Willen, Hertz und Muth.
So gar verstehn wir nicht was böß sey oder gut.

Wie soll man denn, sprichst du, für GOtt dem Höchsten treten?
Wie soll man, sage mir, und warum soll man beten?
Dafern du Rath begehrst; So bitte das allein,
Was er, der höchste GOTT, vermeinet gut zu seyn.
Er weiß es, was dir dient. Er meinet dich mit Treuen,
Er schencket, was dir nun und nimmer mag gereuen,
Kein Mensch ist selber ihm so freundlich zugethan,
Als er, der höchste GOtt, der alles weiß und kan.
Wilt du denn, daß ich dir was sonderlichs beschreibe:
So bitt ein frommes Hertz in einem frischen Leibe,
Ein Hertz, das alles nicht auf Galg und Rad hinwagt,
Doch auch in keinem Fall des Unglücks gantz verzagt,
Ein Hertz von böser Lust und Bitterkeit befreyet,
Das nicht so balde zürnt, als auf der That verzeihet,

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)