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Ich lachte bey mir selbst, daß dieses Haut und Bein
Der langen Jammer-Zeit nicht solte müde seyn.
Wenn aber ich der Welt gemeinen Sinn bedencke;
Wer wünscht nicht daß ihm GOtt ein hohes Alter schencke?
Hat Jemand einen Sohn, hat Jemand einen Freund,
Dem er das Beste gönt und recht mit Treuen meint:
Er wünschet, daß er mag den Nestor übergehen
An langer Lebens-Zeit, die Hirsche sammt den Krähen.
Da wird nicht nachgedacht, noch klüglich überlegt:
Welch eine schwere Last der schwache Puckel trägt,
Welch Elend, welchen Spott. Man sieht die magre Wangen,
Die wie ein dürres Fell gleich einer Taschen hangen,
Wie meine pflegt zu seyn, damit ich keinen Mann
Wie böß ich immer bin, ein Aug auswerffen kan.
Die Zähne taugen nicht die Krumen mehr zu beißen;
Wo sonsten, drey allein auch können Zähne heißen.
Und eben diese Zahl ist leichtlich ausgerückt;
Er fürchtet, daß er sie zusammt der Papp einschlückt.
Die Augen starren ihm, sind immer trüb und feuchte
Und scheinen wie ein Horn in einer duncklen Leuchte.
Er höret kaum ein Wort, wo du nicht zu ihm gehst,
Und ihm mit lauter Stimm recht in die Ohren bläst.
Die Hände beben ihm, kan kaum die Nössel finden
So oft ihm nöthig ist die Hosen aufzubinden.
Geschweige, daß er sonst nicht gar ist hinterfest
Und oftmals ungespannt die Ader springen läst.
Von Venus Reuterdienst kan Grimmbardt nicht mehr wissen.
Das Rätzel Oedipi kreucht fort auf dreyen Füssen
Wird oftmals nicht gewahr, wie feist die Nase sey,
Frist, wie ein kleines Kind, den Rotz zusammt dem Brey.
Und ob ein Alter gleich noch wär bey guten Kräften,
Geschickt zu Rath und That und ehrlichen Geschäften;
Was muß er manches Kreutz, was muß er Unglück sehn!
Wie manche Thränen-Fluth muß durch die Augen gehn!

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)