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Wie mächtig war auch der, der Perser, Gothen, Wenden,
Neapolis und Rom bezwang mit eignen Händen,
Der grosse Belisar? Dem weder Krieg noch Streit
Hat iemals obgesiegt, wird durch den schlimmen Neid
So schändlich abgelohnt. Dem Niemand abgebrochen,
Dem hat ein falsches Maul die Augen ausgestochen,
Geht seinem Leiter nach, sucht endlich in der Noth
Ein Schärflein Kupfer-Geld, nimmt wol ein Stücklein Brodt.
Was aber darf ich noch die alte Mähr erzählen,
Als ob es unsrer Zeit an Thorheit solte fehlen?
Man seh den Trutz und Blitz, den falschen Friedland, an
Den Schrecken Teutsches Orts, den ungeheuren Mann,
Der täglich siebenmahl, ohn einiges Bedencken,
Ein fertigs Urtheil sprach: Laß fort die Bestie hencken!
Der Galgen war sein Spiel, that sonsten wenig mehr,
Als ob ein armer Mensch ein Pickelhering wär.
Ich halte warlich nicht, daß dieser Wütrich wuste,
Daß er auch menschlich war, und daß er sterben muste,
Biß daß man endlich ihm zu Eger in der Nacht
Mit einer Partisan den lezten Schlaf-Trunck bracht.
Diß ist des Glückes Schertz. So pflegt es zu erheben
Und endlich einen Stoß mit starcker Faust zu geben.
Ein solcher Würge-Halß und blutiger Tyrann
Kommt selten ohne Blut zu Ceres Tochtermann.
Wer wolte nun den Staat so übergrosser Ehren,
Die wanckelbahre Pracht, ihm wünschen und begehren,
Und suchen nicht vielmehr den sichern Mittelstand,
Der einmal Gut und Böß vernünftig hat erkannt?
Nun ist für kurzer Zeit ein Possen mir geschehen.
Ein alt gekrümtes Weib kam zitternd zu mir gehen,
Und bat ein Blechlein Geld. Ich gab ihr gantzer vier.
Ach wie voll Freuden war das alte Knochen-Thier.
GOtt laß euch, sprach das Weib, noch hundert Jahr erleben,
Und mir so mannigmal so reichlich wieder geben.

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)