Drauf saß diß Ungeheur, sah um sich nah und fern
Mit einem Auge nur, als wie ein Unglücks-Stern,
Der nichts als Blut und Mord dem gantzen Lande bringet.
Was aber trägt sich zu? Wie dieser Welschland zwinget;
So thut ein Held aus Rom den Africanern auch,
Und sezt das gantze Land in lauter Feur und Rauch,
Macht nieder was er kan, der Römer Schimpf zu rächen,
Geht auf Karthago zu, läst Stein und Mauren brechen.
Hie wird der Hannibal in grosser Eil beschickt,
Der über Halß und Kopf aus Welschland wieder rückt
Die hochbedrengte Stadt sein Vaterland zu retten,
Wird aber von der Macht des Feindes untertreten,
Geschlagen, aufgeräumt, biß daß der grosse Held
Fein heimlich aus der Stadt sich gibt ins Haasen-Feld;
Sucht endlich seinen Schutz beym Syrer und Bithinen,
Will gern um guten Sold, ein schlechter Hauptmann, dienen,
Biß er zu allerlezt durch den geschmierten Ring
Den selbst-erwehlten Tod, das lezte Lohn empfing.
Philippen grosser Sohn, war noch nicht halb vergnüget;
Ob er die gantze Welt fast hatte durchgesieget,
Biß daß der Zwingeland kam in die Ziegelstadt,
Da ihn ein enger Sarg zulezt beschlossen hat.
Wie giengs dem Kürbis-Kopf, der mit dem grossen Haufen
Und seiner Krieges-Macht die Ströme wolt aussaufen,
Der das gewaltig Meer mit Ruthen hauen ließ,
(Mich wundert daß er ihm kein Brandmahl geben hieß,)
Der Amphitriten selbst die Ketten wolt anlegen,
Gebieten, daß kein Wind sich feindlich solte regen?
Wie lief es endlich aus? O Stoltz! O eitle Pracht!
In einem Fischer-Kahn ward er davon gebracht,
Und war des Lebens froh, ließ seine Schwimmer sincken
Genöthigt von Neptun mit grossen starcken Trüncken,
Von Wasser und von Blut, biß ihm sein eigner Knecht
Zu allerlezten gab das unverhofte Recht.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)