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So viel als Köpfe seyn; so viel sind auch der Sinnen.
Ein hitziges Geblüt läst keine Müh zerrinnen,
Macht sich der Welt bekannt durch einen Helden-Muth,
Durch eine tapfre Faust, durch Kriege, Mord und Blut.
Es ist sein höchste Lust, wenn Dörfer, Städt und Flecken
Für seinem Namen nur als für die Pest erschrecken:
Wenn ein bedrängtes Volck, ein Reich, ein gantzes Land,
Wie lang es stehen soll, steht blos in seiner Hand;
Wenn unter seiner Macht sich Fürsten müssen beugen:
Wenn er auch Gunst und Glimpf mag Königen erzeigen:
Wenn sein berühmter Nam durch alle Völcker geht,
In allen Zeitungen Sennor Spavento steht.
Nun aber ist ein GOtt, der diß und alles siehet
Und ohne dessen Winck auf Erden nichts geschiehet.
Nach seinem Willen geht das Schauspiel dieser Welt.
Er schaft es wieder ab, so bald es ihm gefällt.
Es sind wohl andre mehr so hoch empor gekommen,
Und haben, ach wie bald? so plötzlich abgenommen.
Wie spielt die höchste Macht so heimlich alle Ding,
Als ob sie nirgend wär, und legt den Nasen-Ring
Den wilden Leuen an! Wie kan ein Mensch sich streuben,
Und will die gantze Welt mit einer Faust zerreiben,
Kennt seinen Führer nicht; da doch der stoltze Gast,
Wie groß und hoch er ist, nur träget seine Last,
Gleichwie des Müllers Thier! Nach etwa wenig Tagen,
So hat er wenig mehr, vielleicht wohl nichts zu sagen.
Wer war der grosse Held, den Tyrus Gräntze trug,
Der sechsig tausend Mann der besten Römer schlug
In einem Treffen nur? Die Alpen musten weichen,
Biß er das Welsche Land durch Siegen kont erreichen.
Welch Schrecken bracht er mit! Das Wörtlein, Hannibal!
Das war dem gantzen Rom ein rechter Donnerknall.
Wie grimmig sah er aus? Anstatt der Roß und Wagen
Must diesen Polyphem ein Elephant forttragen.

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)