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Wie mancher schiessen will, der mit der Leimen-Stangen,
Wo nicht anitzo geht, doch vormahls ist gegangen.
Tritt aber mit der Zeit das männlich Alter an;
So muß der Kälber-Tantz seyn gäntzlich abgethan,
Wozu nichts besser dient, als klüglich umgeschauet
Nach ein vernünftig Weib, sein eigen Hauß gebauet,
Den eignen Heert versorgt. Wenn solches ist gethan:
Da wird der halbe Mensch ein vollenkommner Mann;
Bevorab, wo die Wahl ist glücklich ausgeschlagen.
Und weil du, o mein Freund, mich pflegst so oft zu fragen:
Wie meines Urheils soll ein Weib beschaffen seyn;
So sag ich dir zu Dienst ausdrücklich, was ich mein.
Ein Weib sey echt zuvor und ehrlich von Geblüte,
Gottsfürchtig, Tugendreich und sittsam von Gemüthe.
Ein Weib, das ihren Mann an Stand und Gut ist gleich,
Nicht prächtig, nicht zu schlecht, nicht arm auch nicht zu reich,
Nicht allzu häßlich, schön, jedoch gesund von Leibe,
Das an dem Spiegel nicht den gantzen Tag vertreibe,
Nicht allzu weiß, noch schwartz, nicht mager, nicht zu fett,
Nicht wie ein Weitzenklump, nicht wie ein Eichen-Brett.
Ein Weib, das bald den Sinn des Mannes lernet kennen,
Versucht nicht an die Wand mit steiffem Kopf zu rennen,
Das nicht in Schnauben geht, und wie ein Löw sieht aus;
Bringt gleich der Mann zur Zeit ihr einen Gast ins Hauß.
Ein Weib, das mit Verstand kan geben und ersparen,
Und weiß der Küchen Grund in ihren ersten Jahren.
Ein Weib, das mit der Faust den Mägden zeiget an,
Was irgend spät und früh im Hause dient gethan.
Ein Weib, das Woll und Flachs von Kindheit an verstehet,
Der nicht vom Teufel träumt, wenn sie ein Rad umdrehet.
Ein Weib, das witzig ist, und hält doch weißlich ein,
Das nicht in Manns-Gewerb dem Mann zu klug will seyn.
Ein Weib, das nicht daheim von Koth und Mistlack stincket,
Und auf der Gassen geht wie eine Braut geschmincket.

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)