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Wahrheit saget. Weiln aber bey vielen Menschen dergleichen Laster gefunden werden; so nimmt der Fürwitz und Neid leichtlich Ursache zu verleumden und zu sagen: Hie ist der und der gemeinet: Hie ist dieser, dort iener getroffen. Welches so es mir auch begegnen solt, wie ich denn muß vermuthen; so müste ich solches zwar leiden und gedulden, getröste mich aber in diesem Fall eines guten Gewissens und versichere alle Menschen, daß mir kein Schertz so lieb ist, daß ich dadurch einen guten Freund verlieren oder einen Feind mir machen wolte. Es möchte mir auch einer den Vers meines Satyrici für die Schene werffen:

     Loripedem rectus derideat, Aethiopem albus.
Wer eines Mohren lacht, der muß nicht schwartz aussehen.
Wer einen Lahmen straft, muß selber grade gehen.

Aber auf solche Weise müste kein Laster oder Ubelthat gestrafet werden. Denn welcher Mensch lebet ohne Gebrechen? Weiln aber niemand seiner eignen Fehler so wol gewahr wird, als ein ander; so kans nicht schaden, daß einer dem andern seiner Mängel erinnere, auf daß sie sich beyde bessern, welches zwar ich für ein Werck der allerbesten und getreusten Liebe halte. Solte aber ia die Verläumdung ihres Muthwillens gebrauchen; kan ich mich doch dafür nicht zu Tode fürchten, weiln ich der feindseligen Lästerungen böser und neidischer Leute nun etliche Jahre her

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)