Noch gleichwohl kan ich nicht, solt ich darüber sterben,
Ein freundliches regart von einer auch erwerben.
Du lässest mir zu Schimpff den jungen Lecker ein.
Ich muß viellard le gris und schwartzer Michel seyn.
Und was ist denn an dir so sonderlichs zu fressen,
Farouche, Rabenaß, daß du so gar vermessen
Auf mich doch hönisch machst? Bin ich gleich ziemlich alt:
Doch ist mir weder Hertz, noch Hand, noch Finger kalt.
Der Mage däuet wol. Denn geht es an ein Schwärmen;
Kan ich ein Rössel Wein; sechs, sieben, acht erwärmen.
Die Zähn, assereuz vous, sind alle noch gesund.
Versuchs und stecke mir den Daumen in den Mund.
Ich habe manches Land und Herrschaft durch gereiset
Und mich mit Augen-Lust und Schönheit nur gespeiset.
Da war mein ordinair mit Damen umzugehen.
Da war ich par ma foy was beßer anzusehen.
Da war ich hoch berühmt im Fechten, Spielen, Tantzen,
Bracht masqueraden an und frische Mummenschantzen.
Ich redte spanisch, welsch, krabatisch und latein.
Paris und Orleans ließ mich für Bürger ein.
Ist irgend ein Banquet da man mir ruft zu Tische;
So schneid ich treflich wol Geflügel oder Fische,
Chapons, perdris, levreaux. Man zeige mir den Mann,
Der so genau als ich, den Gecken stechen kan.
Und eben hier soll ich mich laßen cujoniren
Und meine Renomeé auf einmal gantz verlieren,
Bey einer schwartzen Haut, die kaum des Odems werth,
Der solchem Cavallier aus seinem Hindern fährt?
Viellieber wil ich gar versetzen mein Verlangen
Und meine pucellage an einem Nagel hangen,
Wie manche Dame thut, wenn ihrs zu lange fällt,
Die Speck und Mäusefall umsonst hat aufgestellt.
Diß war die güldne Kunst zu reden und zu schreiben.
Nun denck ihm einer nach, wann dieses noch solt bleiben,
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)