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Die Sapho hört er klagen über die Mädchen von Lesbos, (ihres Vaterlands) entweder wegen ihrer Kälte in der Freundschaft und ihrer Geringschätzung der Musen, oder weil sie ihr den schönen Phaon abwendig machten. Er hört aber auch den Alcäus mit goldnem Kiel (einem Instrument, womit man die Saiten anschlug) die Leier rühren, und lauscht seinen Gesängen, über die Noth des Schiffs, der Verbannung und des Kriegs, Drangsale, die er zum Theil selbst erlitt, weil er gegen die Tyrannen von Mytilene, seiner Vaterstadt, eiferte, und deßhalb verbannt wurde. Horaz ist nun gänzlich in die Unterwelt versetzt, er sieht die Menge, die mit gedrängten Schultern und mit tiefem Schweigen der Sapho und dem Alcäus zuhört, doch diesem mit innigerer Theilnahme, weil es auch die Schatten noch freut, wenn die gute Sache siegt und die Quäler der Völker verjagt werden. Und nun von der Zauberkraft der Dichtkunst selbst hingerissen, verliert sich Horaz in einer Beschreibung ihrer Wunderwirkung in der Schattenwelt. Selbst Cerberus, das hundertköpfige Ungeheuer (hundertköpfig, vielleicht der Schlangen wegen, die an seinen 3 Häuptern sich aufrichten) senkt wollüstig die schwarzen Ohren und vergißt der Wuth; die Nattern im Haare der Furien werden besänftigt; Prometheus, dem ein Geier

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)