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Begeisterung der Schluß. Immer an Interesse wachsend endigt die Ode in einer großen Idee, womit sich der gewaltige Eifer des Dichters erschöpft. Man fühlt es, das Lied ist aus, jede Fortsetzung würde den Eindruck schwächen. Darin ist Horaz besonders ein großer Meister, daß er am rechten Platz aufzuhören weiß, und daß alles so ineinander gegliedert ist, daß nichts weggenommen, nichts eingeschoben, nichts angehängt werden kann, ohne den herrlichen Organismus zu zerstören. Nichts ist zu viel, nichts zu wenig, alles am rechten Ort. Das ist der gediegene Numerus eines vollendeten Künstlers.


II. 3.

Gleichmüthigkeit und weiser Lebensgenuß ist das höchste Gut. Dieß ist der Gedanke, den Horaz in der vorliegenden Ode ausführt. Er weiht sie dem Dellius, einem alten Kriegsgefährten, der mit ihm unter Brutus und Kassius focht, aber nach deren Niederlage und Tod die Partie des Antonius ergriff. In Aegypten, den Nachstellungen der Kleopatra ausgesetzt, floh Dellius nach Rom, und bot sich dem Oktavian (Augustus) der damals schon mit dem Antonius zerfallen war, an.

Sey im Unglücke nicht verzagt, im Glücke nicht übermüthig, und gebrauche was du hast, denn du mußt

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)