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der Welt nicht anders umgehen, als ein pedantischer Schulmeister mit einem bösen Knaben, dem die Hosen herunter gelassen sind, die Ruthe zu empfangen. Erst stellet er ihm sein Verbrechen vor; denn redet er ihm von der Nothwendigkeit der Strafe bey einem so grossen Muthwillen, und am Ende eines jeden Periode hauet er einmal zu. Nun wenn ich mich je etwas auf die Menschen verstehe, so dünket mich, daß diese Herren weit besser thäten, wenn sie mit ihren Vorstellungen und Züchtigungen zurükblieben. Denn in der ganzen Natur ist wol kein Glied so harthäutig und unempfindlich, wie der Hintere der Welt, ihr möget ihn mit Füssen stossen, oder mit Ruthen streichen. Nebst diesem scheinen auch viele unserer neuesten Satiriker in dem Vorurtheil zu stehen, daß weil die Nesseln stechen, so müsse alles andere Unkraut diese Eigenschaft ebenfalls haben. Ich mache diese Vergleichung gar nicht in der Absicht, diese würdigen Scribenten zu verkleinern, denn es ist bekannt, daß die Phythologisten insgesamt dem Unkraut den Vorzug vor allen andern Kräutern geben. Daher der erste Monarch[1] unserer Insel, welcher zu diesem feinen Geschmak und vortreflichen Urtheilskraft gelangen mögen, sehr weislich gehandelt, indem her die Rosen aus dem Ordensband wegschafte, und hingegen die Distel als die weit edlere Blume dafür hinsezte. Um welcher Ursach willen auch die besten Kenner


  1. Jacob der Erste. Ein grosser Doctor aber kleiner Monarch. Man hat folgenden Vers auf ihn gemachet:

    Rex erat Elisabeth, nunc est Regina Jacobus.

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)