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weil ich bemerket habe, daß wol keine Pflanze zärter ist, und die Versezung weniger ertragen mag, als ein nach neuer Mode sinnreicher Einfall. Es giebt nämlich Dinge die überaus artig und sinnreich sind, aber nur heute, oder frühe nüchtern, oder an einem gewissen Ort, oder gerade um Glok acht, oder bey einer Flasche Wein, oder nur wenn ein gewisser Herr sie vorbringt, oder früh Morgens im Sommer, die hingegen wenn man sie im geringsten versezet, oder nicht recht anwendet, so gleich zu nichts werden; also daß der Wiz seinen besondern Kreis und Bann hat, welchen er nicht ein Haarbreit überschreiten darf, wenn er seinem Untergang entgehen will. Und diesen Mercurius haben unsere Neuern sehr wol zu figiren gewußt, indem sie ihn auf die Umstände der Zeit, des Orts und der Personen ordentlich einschränken. So giebt es z. Ex. Scherze, welche nicht ausser den Covent Garten[1] herauskommen dürfen, und andere die nirgend anders als unten in der Spize von Hide-Park[2] verständlich sind. Nun obgleich es mir öfters sehr nahe gehet, wenn ich bedenke, daß alle die wizigen Stellen, welche ich in meinem Werk anbringe, bey der ersten Veränderung gegenwärtiger Skene ganz aus der Mode kommen werden, so kann ich doch nicht anders als diesem Verfahren


  1. Ein schöner Spazierplaz in London.
  2. Ebenfalls ein solcher. Das Wörtlein unten befindet sich nicht in dem Grundtext; der Uebersezer mag es aus Versehen hingesezet haben: wenigstens ist Hidepark ein Spazierplaz in London, und nicht anderswo.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)