Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Tag vorher eine Stutte an dem Ort beleget habe, wo sie den folgenden hernach gewiehert hat.
Ich würde hier schliessen, wenn ich nicht gar wol einsähe, daß man gegen das, was ich über diese Materie beygebracht, einen sehr scheinbaren Einwurf machen kann. Gesezt nemlich, daß man mir auch alles was ich gesagt, vollkommen zugiebt; so kann man doch stets, nicht ohne Grund einwenden, daß bey dem mechanischen Enthusiasmus immer ein gewisses besonderes Temperament und eine gewisse natürliche Beschaffenheit, gleichsam zum Grund liege, worauf derselbe gebauet wird, und woran es andern Leuten, die nicht zu diesen Heiligen gehören, fehlet. Denn man gebe nur einmal auf die Minen, Geberden und Bewegungen solcher Leute, auch in ihren gemeinsten Verrichtungen, Achtung; so wird man finden, daß sie eine ganz besondere Art Menschen sind: Wie finster, wie dunkel und wie rußicht sind nicht die Prätendenten des innerlichen Lichts, hingegen von aussen? Nicht anders als wie die Laternen; je grösser das Licht darinnen ist, je mehr Rauch und Dampf geben sie von sich, und je mehr Ruß und Schmuz leget sich an die Seiten an. Hört man sie reden, und siehet dabey auf die Bewegungen des Mundes, so läßt es nicht anders, als ob man ein altes Oraculum vernähme, aus welchem man auch eben so klug wird, als vormals zu den alten Zeiten.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)