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Diese Kunst hat gleich andern berühmten Erfindungen ihren Ursprung, oder doch zum wenigsten ihre Verbesserung und Vervollkommnung, einem ungefehren Zufall zu danken. Inzwischen beruhet sie doch auf richtigen Gründen, und hat seit dieser Zeit auf unserer Insel beständig gar sehr florirt. Darinn ist man einig, daß das Schnüpfeln zuerst aufgekommen, da die Sakpfeifen ins Abnehmen[1] geriethen; welche erst wegen des tödtlichen Hasses, den die Brüder gegen sie hegeten, eine zeitlang wakelten, und endlich mit der Monarchie gar fielen. Indessen erzehlet man die Geschichte also:

Noch war das Schnüpfeln nicht; als einem gewissen Heiligen von Banbury nachfolgendes begegnete: Eines Tages, als er sich tief unter die Hütten der Gottlosen hineingewaget hatte, fühlete er, daß sein äusserlicher Mensch in selzame Bewegungen gesezet, und von dem innerlichen gar sehr angespornet wurde; eine Wirkung welche bey den neuern Begeisterten nichts ungewöhnliches ist: Denn es halten einige dafür, daß der Geist sich eben so begierig vom Fleisch nehre als die Wespen von einer süssen Frucht. Andere hingegen glauben, es sey unter beyden ein beständiges


  1. Es ist schon vorhin angemerket worden, daß die Enthusiasten in England die Music nicht leiden können. Der Autor sagt hier, die Sakpfeifen wären mit der Monarchie in Verfall gerathen, und damit zielet er auf die Zeiten Cromwels, in welcher lauter Fanatici herrscheten.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/361&oldid=- (Version vom 1.8.2018)