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Zweyter Abschnitt.

Die hochberühmten, und mit der Gabe der Beredsamkeit so vortreflich ausgerüsteten Verfasser der neuern Reisbeschreibungen, pflegen die wichtige Anmerkung zu machen, daß der Hauptunterscheid, zwischen den wilden Indianern und uns, in Ansehung der Religion darinn bestehe, daß sie den Teufel, wir aber GOtt anbeten.

Indessen giebt es Leute, die diesen Unterscheid durchaus nicht zugeben wollen, sondern lieber glauben, daß alle Nationen den wahren GOtt anbeten; angesehen sie sämtlich ihre Andacht zu einem unsichtbaren Wesen zu richten scheinen, welches höchst gütig, und auch eben so mächtig sey, ihnen zu helfen. Vollkommenheiten, die wol in der That das Fundament der herrlichsten Eigenschaften sind, welche der Gottheit zugeschrieben werden.

Andere hingegen behaupten, daß diese Abgötter zwey Wesen verehren: Eines, von welchem alles Gute herkomme, und eines, welches alles Böse würke. Und ich halte bey nahe dafür, daß dieses der allergewöhnlichste Begrif ist, den sich die Menschen nach dem blossen Licht der Natur, von unsichtbaren Dingen, zu allen Zeiten gemacht haben:

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/352&oldid=- (Version vom 1.8.2018)