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die Augenlieder halb zu. Sodenn schaukeln sie auf ihren Stülen hin und her, und machen zuweilen ein langes Gebrumm, in eben der Höhe des Tones, in welchem der Lehrer seine Perioden beschließt, welche Zeit sie sich ordentlich dazu ausersehen. Und dieses alles ist eben nichts so selzames, daß man dergleichen nicht auch bey fremden Nationen antrefen sollte; Denn erstlich hatten die Yauguis[1] oder Heiligen in Indien, alle ihre Erleuchtungen ebenfalls unter künstlichen Verdrehungen und Zudrüken der Augen. Die Kunst durch Schaukeln auf einem Bret, oder auf einem Seil allerhand Entzükungen zu erregen, haben wir von unsern Vorfahren den[2] Scythen; bey denen es unter ihren Weibern noch bis auf den heutigen Tag im Gebrauch ist. Endlich wird die ganze Operation nach allen ihren Theilen von den Einwohnern in Irrland, noch mit einer beträchtlichen Verbesserung verrichtet; und man weiß, daß diese edle Nation unverdorbener geblieben als alle andern und von der Reinigkeit der alten Tartarn am allerwenigsten abgegangen ist: Es ist nemlich etwas sehr gemeines bey ihnen, daß sich ein Haufen Männer und Weiber zusammen thun, die sich von der Materie losreissen, ihre Sinnen betäuben, und begeistert werden, vermittelst einer ganz kurzen Tabakpfeiffe, welche in der Gesellschaft nach der Reihe herum gehet. Jedwede Person behält den Rauch in dem Mund, bis es wieder an sie kömmt, einen frischen Zug zu thun: Zugleich höret man


  1. Bernier, Mem. de Mogol.
  2. Guagnini, Hist. Sarmat.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/349&oldid=- (Version vom 1.8.2018)