Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Ehe ich aber weiter kann fortgehen, muß ich hier einem gefährlichen Einwurf begegnen, und denselben wo möglich aus dem Weg räumen. Es giebt nemlich gewisse critische Köpfe, welche schlechterdings läugnen, daß der Geist, durch was für Mittel es immer sey, in die Versammlungen der Neuern Heiligen könne gebracht werden; weil sie in vielen Hauptumständen von denjenigen so gar sehr unterschieden wären, welche der Eingebung zuerst wären gewürdiget worden. Wir wissen, sagen sie: Erstlich, daß diese einmüthig bey einander gewesen sind,[WS 1] welches wol nicht anders verstanden werden könne, als daß bey ihnen eine vollkommene Eintracht, so wol in Ansehung der Glaubenspunkte, als auch des äusserlichen Gottesdiensts geherrschet habe: Da hingegen von den neuern erleuchteten nicht nur nicht zwey Conventicula sondern auch nicht einmal ihrer zween in einer und eben derselben Versammlung, eines Sinnes wären: Zweytens wenden sie ein, der Geist habe den wahren Heiligen in der ersten Kirche, die Gabe, fremde Sprachen zu reden,[WS 2] mitgetheilt; an statt, daß unsere Neuern von fremden Sprachen so wenig verstünden, daß sie nur nicht einmal die eigentliche Bedeutung der Wörter und Redensarten ihrer Muttersprache kannten: Und endlich sagen diese Grübelköpfe noch, daß diese leztern dem Geist würklich allen Zugang versperreten, indem sie sich so sorgfältig bedekten, und den Kopf so genau vermummeten. Denn sie sezen es als eine unstreitige Wahrheit voraus; daß
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/347&oldid=- (Version vom 1.8.2018)