Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Verstand reden, sondern mich künftig der Allegorie bedienen: doch so, daß der verständige Leser die Application ohne viel Kopfbrechen wird machen können, so oft es ihm beliebt: An statt Esel, wollen wir also, wenn es dem Leser gefällt, künftig lieber sagen, ein begeisterter, begabter oder erleuchteter Lehrer; und das Wort Reuter wollen wir an den Ausdruk vertauschen, ein fanatisches Auditorium, oder so etwas: Nachdem ich also den wichtigen Punkt darum es zu thun ist, fest gesezet habe, so wird mir izt obligen zu zeigen, durch was für Mittel ein solcher Lehrer zu seinen Gaben, oder zu der Begeisterung oder zu dem Licht gelanget; und durch was für eine Art von Gemeinschaft zwischen ihm und seinen Zuhörern, eben dieses Licht angebauet, und unterhalten wird.
Ich habe in allen meinen Schriften stets darauf gesehen, daß ich sie nicht bloß auf gewisse besondere Umstände der Zeit, des Orts, oder der Personen einrichten, sondern sie vielmehr für die ganze Natur, und für das menschliche Geschlecht insgemein, gerecht machen möge: Und von einem solchen allgemeinen Nuzen glaube ich, daß auch diese gegenwärtige Abhandlung sey. Denn unter allen andern Leibes- oder Gemüthsbeschaffenheiten kenne ich wol keine, zu welcher alle Nationen zu allen Zeiten eine so allgemeine Neigung gehabt hätten, als die fanatische Laune, oder die Enthusiasterey: Welche denn auch, da sie von gewissen Personen und Gesellschaften angebauet,und durch sie andern ist mitgetheilet worden, von Zeit zu Zeit solche Staatsveränderungen angerichtet
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/341&oldid=- (Version vom 1.8.2018)