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Oben ganz nahe an der Quelle, ward Wotton zween feindliche Helden gewahr. Den einen konnte er nicht erkennen; in Ansehung des andern aber, dürfte er nicht lange zweifeln, daß es Temple, General unter den Bundesgenossen der Alten wäre: Dieser kehrete ihm den Rüken zu, und trank mit vollen Zügen von dem Quellwasser, welches er in seinen Helm aufgeschöpfet hatte. Denn er hatte sich dahin begeben, damit er von der Arbeit des Kriegs ein wenig ausruhen möchte. Als Wotton ihn sah, sprach er mit zitternden Händen und bebenden Knien, also zu sich selbst: O könnte ich diesen Verderber unserer Völker erlegen! Was für Ruhm würde ich mir bey unsern Generalen erholen! Aber sich ganz allein mit ihm einzulassen Mann[1] für Mann, Schild gegen Schild, Lanze gegen Lanze, wer von uns Neuern darf sich das unterstehen? Denn er streitet wie ein GOtt; und stets ist ihm Pallas zur Seite. Aber O geliebteste Mutter,[2] (ist es anders wahr, was die Leute sagen, daß ich ein Sohn einer so grossen Göttin bin) gieb, daß ich Temple mit dieser Lanze so gewaltig treffen möge, daß der Streich ihn zur Hölle schike, und daß ich unbeschädigt und im Triumph mit dem Raub seiner Waffen zurük kehren möge!

Den einen Theil dieser Bitte erhöreten die Götter, auf vielfältiges Ansuchen seiner Mutter und des Momus. Der andere aber ward durch einen widerwärtigen Wind, den das Verhängniß


  1. S. Homer.
  2. Er verstehet die oben beschriebene Mutter Critik.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/329&oldid=- (Version vom 1.8.2018)