Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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auch dazu gereizet werden; wenn sie sein glänzendes Antliz entweder am Himmel, oder in einer widerscheinenden Pfüze sehen: Der eine sieht sich auf der Gegend überall um; da indessen der andere herumläuft, und spüret, ob er nicht unweit den Hürden, etwan ein halb aufgefressenes Schaaf finden möchte, welches der satte Wolf, oder die Unglük bedeutenden Raben nicht weiter begehren.
Mit nicht weniger Furcht und Behutsamkeit giengen die beyden Herzensfreunde mit einander; als sie endlich von Ferne zween glänzende Harnische an einer Eiche aufgehangen, und ihre Besizer nicht weit davon auf der Erde gestreket, in tiefem Schlaf erblikten: Sie warfen das Loos, welcher von ihnen hingehen sollte, und es traf Bentley: Er gieng, und vor ihm her, Verwirrung und Schreken, indessen daß Grauen und Zittern hinten nachfolgeten. Als er näher gekommen war, siehe, da lagen zween Helden von den Alten, Phalaris und Aesopus, und schliefen: Bentley hätte sie gerne beyde aus dem Weg geräumet; daher er sich sachte hinzuschlich, und mit seinem Flegel schon nach des Phalaris Brust zielete. Aber die Göttin des Schrekens schlug sich ins Mittel, nahm den Neuern in ihre kalten Arme, und entriß ihn der Gefahr welche sie vorsah: Denn so eben regeten sich die zween schlafenden Helden, indem sie durch Träume beunruhiget waren. Phalaris träumete, wie ein elender Dichterling ein Paßquill auf ihn gemacht hätte, den er dafür in seinen ehernen Ochsen gesteket, woselbst er erschreklich brüllte. Aesopus hingegen, daß als er mit andern Generalen der
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/327&oldid=- (Version vom 1.8.2018)